31. Dezember 2011

Verknallt

Ich wünsche meinen Lesern für morgen ein Jahr ohne böse Geister!

Genau zum Zwecke des Verscheuchens dieser Unglücksritter wird zu Silvester geböllert. Ich erwischte mich heute bei dem Drang, dafür schnell noch ein paar Raketen und Knaller zu kaufen. Doch dann kam mir der rettende Gedanke: All die anderen, die ihr Geld für Feuerwerk verprassen, anstatt es zu spenden, machen den abschreckenden Lärm für mich mit. Ihnen gilt mein Dank.

Ja, knallt die Altlasten weg, verknallt Euch ins Neue Jahr!!!

Euer Frank Rahde

5. Dezember 2011

Fußball-WM 2006: Erfolg durch Luxus

Erst jetzt kam ich dazu, Sönke Wortmanns "Deutschland - ein Sommermärchen" zu schauen. Ich will diese Dokumentation zur Fußball-WM 2006 hier nicht schlecht reden, bin ja selbst Fußballfan unserer Nationalmannschaften, sondern ein bis zwei Aspekte herausgreifen, da ich den Film etwas anders als ein Artikel auf SPIEGEL Online wahrnahm. Ich war schon nach den ersten Minuten ein unentspannter Zuschauer, ich konnte die Zelebrierung des halben Erfolges (dritter Platz) nicht richtig genießen.

Keine Frage: La Ola-Wellen von Bereitschaftspolizei und Bundeswehr am Straßenrand sind amüsant. Auch die emotionalen Szenen vor, während und nach den WM-Spielen reißen einen mit. Aber: Was haben diese acht Wochen Ausnahmezustand wohl gekostet?!

1. Dezember 2011

Kein echter Nachruf

Wieder sind unzählige Menschen heute gestorben, auf natürliche oder gewaltsame Weise. Darunter auch Christa Wolf, "eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen der deutschen Nachkriegszeit". Sie wurde 82 Jahre alt und durfte somit 6 Jahre länger leben als meine Oma väterlicherseits. Glückwunsch! Wie nicht anders zu erwarten war, gibt es verständlicherweise schon erste Nachrufe, in denen die Befragten ihre Trauer zum Ausdruck bringen und Ehrerbietung zollen.

Diese mediale Reaktion voller bekundeter Emotionen auf Wolf´s Tod löste in mir wie jedes Kondolenzschreiben oder jede Todesanzeige zuvor stille Fragen auf, die nicht die gestorbene Person und das Gedenken ihrer Leistungen betreffen, sondern sich an die Weiterlebenden richtet: Warum seid ihr so überrascht und tief betroffen von der Todesnachricht?! Wusstet ihr nicht, dass jeder eines Tages stirbt und C. W. schon betagt war?! Sollte man nicht den Toten lieber zu dessen Lebzeiten mitteilen, was er einem bedeutet?! Haben nicht alle Gestorbenen eine Würdigung verdient?! Worin genau besteht euer Verlust?!

30. November 2011

Kinder sind nicht umsonst da

Früher verabscheute ich den Gedanken, Kinder aus egoistischen Gründen heraus zu planen und zu zeugen. Ein Kind sollte einen einzigartigen Liebesbeweis darstellen, ein Symbol und Produkt meiner Paarbeziehung, zum Anfassen, eine Zementierung des Zusammengehörens, eine Dreisamkeit als Krönung der Zweisamkeit. Doch mittlerweile sehe ich im Kinderwunsch die Suche nach Lebenssinn, ohne dem ich an die Grenze meiner Existenz stoße und von innen sterbe.

Damit beschreibe ich wohl nichts Neues: Was bleibt, wenn man die Erde verlässt, sind die Kinder, die wir nach unserem Gustus erzogen und geformt (stimuliert, manipuliert, gedrillt?) haben. Auf dass meine Gene und "Handschrift" die eigene Sterblichkeit überdauern. Ist der Nachwuchs nicht ein Mittel des Trostes, indem er durch seine Formbarkeit die Angst vor dem eigenen Tod mildert?! Ist er eine Begründungsbasis, um das Schreiten in das schreckliche Alter(n) zu motivieren?!

18. Oktober 2011

Totgeschwiegen

Wir sollten den nahenden Tod nicht totschweigen.

Das ist nicht nur Irrsinn, sondern ein Widerspruch in sich. Sogar ein Steve Jobs erkannte, "... Death is very likely the single best invention of Life. It is Life's change agent. It clears out the old to make way for the new. " (hier). Ja, der Tod lässt das Alte abtreten und schafft Platz für das Neue. So müssten wir es wollen.

Das Bildnis vom schwarzen Sensenmann ist schädlich. Wir geraten doch nur in einen ellenlangen Schlaf, aus dem wir nicht mehr aufwachen. Die Kurzfassung ist uns täglich gegeben. Am Schlaf leidet man nicht. Der Körper als Maschine verschleißt, weil er lebt. Ebenso wird der Geist irgendwann träge. Manchmal ist einem, als sei man lebendig begraben, z. B. in der Alltagsroutine.

Da bin ich über alles dankbar, was mich wachrüttelt. Manchmal vergessen wir, weiter in uns zu investieren und das Leben anzusprechen. Wir wachen zwar täglich auf, aber verstehen nicht, wieso dies nicht alltäglich ist.

Ich will noch das Neue sein und "gebären". Dem Tod ist egal, wen er auf welcher Etappe stoppt, doch mir ist noch nicht egal, dass er mir entgegenkommt und mich zum Schweigen bringen will. Soll er sich doch auf den Bänken zwischen mir und sich noch ausruhen.

Leben, schrei!

4. September 2011

Verkehrte Welt - Verzicht auf gute Lösungen

Manchmal sind wir klüger, als wir zugeben wollen und greifen auf schlechte Lösungen zurück, anstatt uns selbst eines Besseren zu belehren. Davon zeugen die von mir wahllos herausgegriffenen folgenden aktuellen Beispiele aus unterschiedlichen Kontexten:

1. USA: Am 11.09.2001 wurde bekanntlich New York vom Terror der Bin Laden Truppe "Al Kaida" heimgesucht. Es kamen an die 3.000 Menschen um. Das war ein Schock für die USA, die daraufhin den "Krieg gegen den Terror" (Afganistan-Krieg) starteten. Diese Überreaktion kostete Tausenden  militärischen und zivilen Opfern das Leben und natürlich mehrere Dutzende Milliarden Euro. War es das wert?! Nein! Terroristische Anschläge lassen sich nicht so einfach ausrotten, indem man nur die Symptome bekämpft. Man hätte dies vorher wissen können, aber machte das Ganze durch blinden Aktionismus nur noch schlimmer. Der Verzicht auf Rache statt des Eintretens in die Spirale der Gewalt wäre klüger gewesen.

30. August 2011

In eigener Sache III - Strandfechten

Ich nahm am 27.08.2011 mit Erfolg am I. Sächsischen S(tr)andfechtturnier  in Cossebaude teil.
Ah, schon wieder das Thema Fechten?! Genau, es ist eine tolle Sportart, die sich nicht zu verstecken braucht. Sie kann auch mit Sand gut umgehen. Wie das denn?

Das sog. Strandfechten, von dem hier die Rede ist, schwappte von Rostock, wo es laut Sächsischer Zeitung 1999 vom dortigen Fechtclub ins Leben gerufen wurde, endlich nach Dresden. Als normaler Degenfechter finde ich diese besondere Form des Fechtens sehr attraktiv. Warum soll man auch im Sommer drinnen in der Halle versauern und sich auf eine zwar 14m lange, aber nur 2m breite Fechtbahn beschränken, wenn man doch barfuß und unter freiem Himmel die Klingen miteinander kreuzen kann?! Das Fechten im Mittelalter fand ja wohl auch eher im Freien, im "Dreck", bei Wind und Wetter und an jedem beliebigen Ort statt.

23. August 2011

Liebe, Teil 4 - Liebe als Emotion

Eine Minderheit der Soziologenschaft steht auf dem Standpunkt, Liebe sei die Emotion der Zuneigung. Klingt womöglich einfach und einleuchtend, ist es aber nicht, da die Soziologie speziell das im Blick hat, was sozial und kulturell auffällig ist, also beobachtbar, beschreibbar, messbar ist - und das sind Prozesse und Strukturen der Lebenswelt, sind Situationen, Erleben, Handeln, Interaktionen, Beziehungen, Institutionen, Wissensbestände. Ein Soziologe nimmt Abstand von geistigen oder biologischen Effekten. Das, was im Bewusstsein passiert, wird der Psychologie als Feld überlassen. Ich möchte hier als knappen Einstieg zwei Soziologen zitieren, die das Emotionale an der Liebe hervorheben, ohne ihre Sichtweise zunächst zu kommentieren.

15. August 2011

Facebook-Freunde löschen

Ich lege den Nutzern von Facebook (Abk. FB) unter uns den holländischen Kurzfilm Farewell Facebook ans Herz. Er ist kurzweilig, regt zum Nachdenken an und lässt schmunzeln. Zum Glück bin ich noch nicht so süchtig nach dem ständigen "Bewegen" in diesem sozialen Netzwerk, obwohl ich täglich mehrmals kurz hineinschaue.

Mehr wollte ich heute nicht beitragen, aber die Gelegenheit ist günstig. Ich nutze FB hauptsächlich zum Gruppenleben (Hobbys wie Fechten und Schach), zum Chatten zwischendurch (Telefonieren mit FB-Freunden würde zu weit führen), zum Fotoalben durchblättern (es gibt manchmal schöne Motive zu bestaunen), zur Verfolgung von Neuigkeiten bei meinen "Freunden" und nicht zuletzt als Werbetrommel für meinen Blog. Man bekommt auch schnell Reaktionen auf eigene Beiträge mit. Das gefällt mir sehr! Was ich nicht mache, ist das Mitspielen dieser komischen Games und das dauerhafte Online-Sein. Ich ertrage die Vorstellung nicht, angechattet zu werden, wenn ich nicht am Rechner sitze; dann ließe ich das Gegenüber ja sinnlos auf mich warten. Wenn ich zu tun habe, gehe ich daher offline. Außerdem habe ich nur sehr wenig Freunde von früher hier wiedergefunden. Schade eigentlich.

12. August 2011

Ehe oder ehemals?

"Wir haben uns entschieden, unsere Ehe zu beenden", verkündete Jennifer Lopez gegenüber den Massenmedien und spielte auf ihre siebenjährige Ehe mit Marc Anthony an, aus der auch Kinder (Zwillinge) hervorgegangen sind. Ich fragte mich spontan, weshalb beide Erwachsenen die Ehe überhaupt erst eingegangen waren, wenn doch ein rationaler Akt ausreicht, um das Ende herbeizuführen.

Eine solche Gelegenheitsehe hat im Alltag oft eben nicht mehr ihren religiösen Charakter, wonach die Eheleute sich vor Gott untrennbar miteinander verbunden hatten - bis zum Tod (und darüber hinaus). Wussten sie nicht, dass die Statistik (hohe Scheidungsrate) von der Ehe abrät?! Ich fühlte mich erinnert an das Buch Das 11. Gebot oder Du sollst nicht heiraten. Ein Plädoyer gegen die eheliche Zwangsgemeinschaft von Benno Gebistorf. Er rät von der Eheschließung ab, weil die Ehe als eigentlich verpflichtende "unkündbare Dauerbindung" kein inhaltliches Konzept bzw. keinen konkreten Plan biete, historisch gesehen nicht notwendig sei, ein "Risiko der Persönlichkeitszerstörung" darstelle und
nicht selten zur "Verkümmerung eines oder beider Partner" führe.

3. August 2011

Alltag III - Über verschiedene Arten des Kommen

Der Urlaub ist vorüber und der Alltag beißt mir gleich in den Magen. Aus aktuellem Anlass - ich bin momentan auftragslos - möchte ich die alte Weisheit in Erinnerung rufen, dass ohne EinKOMMEN kein AusKOMMEN möglich ist.

Wenn im kapitalistischen Schlaraffenland der eigene Broterwerb nicht (mehr) funktioniert, herrscht bei jemandem wie mir bald der "totale Aufruhr" in der Seele. Erst gestern bestieg mich kurz eine Panikattacke, die nicht sein müsste (siehe unten). Zur globalen Finanzkrise gesellt sich die ganz private Krisenstimmung: Wovon bezahle ich, nicht nur rhetorisch gefragt, meine Rechnungen, wenn der Geld-Fluss ausgetrocket ist?! Jahrelang ging es gut, ich hatte ausreichend verdient. Nun sind die Ersparnisse quasi aufgebraucht. Das ideologische Motto "Erfolg macht Spaß" (so heißt eine Gruppe im Netzwerk "XING") trifft nur zu, wenn der Erfolg nicht behindert ist. Aber keine Angst, dieser Wortbeitrag hier ist kein Spendenaufruf!

16. Juli 2011

Tipp: Kratzen an der Oberfläche der Wirklichkeit

Es ist eine Neugier, die an Voyerismus angrenzt, aber keinen Genuss bedeutet: Wie sieht das Sterben aus? Die Gesunden bzw. Jungen können es nicht direkt erleben. Daher bleibt nur der Einblick über sekundäre Quellen, über Berichte von/über Betroffenen. Es ist jedem überlassen, sich diesem Thema des Abdankens vorzeitig zu widmen oder nicht. Für mich gehört das sich Bekanntmachen mit dem Ende zum Erwachsenwerden dazu.

Wer traut sich, die ernste Sterbe-Dokumentation "Letzte Saison - Wenn es Zeit ist zu sterben" anzuschauen?! Hier geht es um drei achtenswerte Menschen in unterschiedlichem Rentneralter, die auf ihre letzte große Reise gehen (müssen) und uns erlauben, sie dabei zu begleiten. Ihre Namen sind es wert, genannt zu werden: Gisela Zeller (65) mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, Franz Rilling (96) mit Magenerkrankung und Rubert Gässler (87) mit Lungenentzündung plus Verdacht auf Prostatakrebs.

Es gab Momente im Film, in denen ich beinahe wegschaute, so intim, bitter und erfolglos erschien der Kampf gegen Gebrechlichkeit und Siechtum. Hängen geblieben sind bei mir jedoch starke Äußerungen dieser Menschen wie das kämpferische "noch mal ein Fitzelchen gesund werden" (Frau Zeller nach Diagnose), das lustvolle "Badesruhe statt Todesruhe" (Herr Rilling in der Badewanne liegend) und das philosophische "Gescheite Leute gehen alle mit 85, auch Adenauer" (Herr Gössler im Interview).

Sei gewarnt: Es ist eine eindringliche Konfrontation mit der letzten Realität! Wer von sich sagt "Ich will alles wissen", sollte sich diese 90 min Zeit nehmen und am Fenster zur Wirklichkeit kratzen. Was du erblickst, das nützt Dir.

13. Juli 2011

Alltag II - Überleben durch Arbeit

Ich bin gerade arbeitslos - mal wieder. Keine Angst, jetzt folgt kein Jammern, sondern eine Besinnung. Der altbekannte Zustand kam in "Wellen": 2000, 2003, 2007, 2011. Dadurch fühle ich mich fast schon wie ein Profi und Rentner. Als würde ich den zweiten Schritt vor dem ersten tun. Doch frei bzw. befreit fühle ich mich durch die Freisetzung von der Arbeit nicht, denn ich blicke noch auf kein Lebenswerk zurück und beziehe auch keine selbst erwirtschaftete Rente. Der Blick auf die Arbeit ändert sich, sobald sie fehlt. Ich sah in ihr fast nie eine Last. Nur als ich als 14-jähriger Schüler im Schlachthof körperlich anstrengende Arbeit für einen typisch mickrigen DDR-Lohn verrichtete und als ich zu nächtlicher Zeit während meines Studiums (nach der Wende ´89) bei der Post jobbte, war es keine Befriedigung.

Wer mich heute fragen würde, was ich an einem Arbeitsverhältnis gut finde, dem antworte ich: das belohnte Tätigsein! In dieser Formulierung stecken mehrere Bedeutungen. Das verdiente Geld macht mich selbständig: als Zahlungsmittel verschafft es mir Zugriff auf knappe, wertvolle Güter wie Zeit, Bewegungsfreiheit und Genussmittel aller Art (für die Befriedigung meiner primären Bedürfnisse). Geld motiviert ungemein, denn es eröffnet das Freikaufen von weiterem Beschäftigungszwang. Andererseits: Das aktive Produzieren bzw. Leisten von Diensten bezeugt Lebendigsein, verschafft Gebrauchtsein und Anerkennung, erzeugt soziale Kontakte und hält fit. Wir brauchen dieses Training, diese Bewegtheit, diesen Sondersinn. Dabei sind wir heutzutage schon so organisiert, dass Arbeit nicht nur das Überleben sichert, sondern auch das Leben garantiert. Ich höre deshalb nicht gern, wenn jemand pauschal sagt: "Ich will nicht arbeiten gehen, es ist so unergiebig, nervig, beengend, anstrengend, entfremdend, beängstigend, überfordernd". Doch wenn das Arbeiten als Zwang und Belastung erlebt wird, dann verstehe ich die Ablehnung. So weit, so schlecht.

12. Juli 2011

Senecas Trost, eine Farce

Der Tod ist eines meiner "Lieblingsthemen".

Erst gestern stolperte ich im Internet über Seneca, der den Spruch prägte: "Der Tod löscht alle Schmerzen aus. Er ist ihr Ende, und über ihn geht unser Leiden nicht hinaus. Er führt uns wieder in den gleichen Ruhezustand zurück, in dem wir uns vor der Geburt befunden haben." Doch ist ein solches Zitat kein Trost für die Hunderttausenden von ver-/hungernden Somalier in den Flüchtlingscamps im benachbarten Kenia, die Opfer einer Jahrhundertdürre sind.

Diese menschliche Katastrophe mit der hohen Todesrate hat mich eben erschüttert und traurig gemacht. Ich bin auch nur ein Mensch und der übliche Hinweis auf Kinder und Alte tat sein Übriges, obwohl Erwachsene auch gleich viel wert sein dürften. Ich hatte das afrikanische Grundproblem völlig vergessen und verdrängt. Stop: Ich bin nicht schuld daran. Dennoch löste der Artikel spontan Betroffenheit, Verzweiflung und Ohnmacht aus. Wir leben in voneinander isolierten Welten: hier herrscht Diätwahn, dort Abmagerungszwang. Wie kann es sein, dass woanders so viele Menschen wie Fliegen wegsterben, während wir das hohe Alter genießen?! Ist das wirklich nur das Wirken reiner Evolution?!

10. Juli 2011

Parallele von Formel 1 und Computerschach

Ich mag Formel 1 überhaupt nicht, schaue es nicht an und kann daher auch nicht mitreden. Oder doch?!

Mich stört am Motorrennsport der Vorrang der Technik vor den Leistungen des Fahrers, obwohl ich durchaus ein Technik-Fan bin! Wenn es nach mir als Menschenfreund ginge, würde ich alle Teilnehmer in identische Boliden stecken und dann ermitteln, wer die besten Fahrkünste besitzt. So läuft es doch beim Go-Kart-Fahren mit Freunden, oder?! Doch leider gibt es keine solche Gleichheit. Es hat jener Rennstall Vorteile, der es mit erlaubten, verbotenen oder heimlichen Mittel schafft, seinen Schlitten am schnellsten zu machen. Beim Sieger weiß ich leider nicht, warum er genau gewonnen hat. Der neueste Fall eines Auspuffkrieges möge veranschaulichen, was ich meine. Man könnte durchaus die beste Technik auszeichnen, indem die Testläufe ohne Steuerfrau in einem Labor stattfinden. So wissenschaftlich ist der Rennsport natürlich nicht und das Wetter ist neben versagenden experimentellen Autoteilen gern der Spielverderber.

7. Juli 2011

Kein "Be-Trog"

Ooch. Katharina Witt, die aus meiner verhassten Heimatstadt Chemnitz stammt, weinte bitterlich über das Scheitern von München 2018. Man sieht es auf dem News-Foto von web.de (Ich wollte schon immer mal zur Abwechslung einen Link zum Unterhaltungsportal meines Mailanbieters angeben, denn ich bin, Achtung Schleichwerbung, zufrieden mit meiner Clubmitgliedschaft).

Was in aller Welt hat die potenten Bayern und die ausgeliehene Sächsin (Witt) geritten, sich um die Austragung der Olympischen Winterspiele 2018 zu reißen? Mit Sport hatte das wenig zu tun, aber dafür umso mehr mit technischer Überlegenheit, politischem Einfluss und ökonomischen Interessen. Es war ein sinnloser Antritt von Bundespräsident Wulff. Beim nächsten Mal sollte unbedingt darauf geschaut werden, ob ein bisher erfolgloser Mitbewerber zum dritten Mal antritt. Wenn ja, dann wissen wir im Vorhinein, wer für seine Hartnäckigkeit und Investitionen belohnt werden wird. Recht so.

29. Juni 2011

In eigener Sache II - Fechten als Lebenselixier

Da auch einige meiner Fechtkameraden in meinem Blog lesen, möchte ich heute einmal von meinem (tragischen?) sportlichen Werdegang im Fechtsport berichten.

Als Kind focht ich mehrere Jahre Florett (noch mit französischem Griff). Die Möglichkeit, als Kind Degen zu fechten, gab es damals in meinem Trainingszentrum noch nicht. Da ich vergesslich bin, verraten mir nur meine alten Urkunden, wann das genau war: 1983-1985. Eine kleine Ewigkeit her. Zum Glück haben diese Nachweise bis heute überlebt. Ist es Angeberei, wenn ich erwähne, dass ich unter anderem 2x Jahresbester im Trainingszentrum Fechten der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt gewesen war? Eine Parallele tut sich dabei auf: Aktuell führe ich nach 3 von 10 Turnieren die Rangliste meines Heimatvereins an, wenn auch knapp. Würde ich im Dezember immer noch ganz oben stehen, könnte ich von mir sagen: zum 3. Mal Jahresbester! Das wäre ein Traum, aber ich kenne ja die starke Konkurrenz. Wenn das mein ehemaliger Trainer aus DDR-Zeiten, Ulrich (Uli) Obst, wüsste, der würde sich bestimmt freuen. Denn der Weg in den Leistungssport war mir einst verwehrt geblieben.

27. Juni 2011

Interview-Unfall: Hahne überfordert Koch

Der Diplom-Theologe und Fernseh-Moderator Peter Hahne hat für das ZDF den querschnittsgelähmten Samuel Koch, der in einer Wetten-Dass-Show bei einer (natürlich doppelt verlorenen) Wette schwer verunglückte, interviewt. Als wäre jener im Abarbeiten und Begreifen von brutalen Lebensverwerfungen der würdige Nachfolger von Monica Lierhaus. Einige Inhalte des Gesprächs können auf Spiegel Online nachgelesen werden, doch die Gefühlslage des Betrachters und Kritik am Interviewstil wurden dort ausgespart.

Ich war streckenweise peinlich berührt von manchen platten und suggestiven Fragen von Peter Hahne, die mit einem  Ja oder Nein schon beantwortbar gewesen wären. Und mir tat Samuel Koch leid, der manch unsensible Frage beantworten musste.

21. Juni 2011

Bürgerkrieg mit Wattebällchen?!

In Libyen herrscht bekanntlich Bürgerkrieg. Dort wird scharf geschossen. Aber wenn es nach den Aufständischen geht, darf nicht scharf gelegt werden. Die Aktivisten werfen der Armee laut Spiegel Online den Einsatz von geächteten Landminen vor. Es gibt angeblich Beweise dafür. Aber wen wundert diese Grenzüberschreitung, wenn der Staat Libyen als eines von 37 Ländern einem solchen Abkommen, das die Verwendung von sog. Anti-Personen-Minen verurteilt, nicht beigetreten war?! Die dürfen das quasi, zumal sie gewinnen wollen. Der Stärkere verzichtet ungern auf seine Vorteile, denn es würde eigene Verluste vergrößern. Zum Glück zünden sie keine kleinen Atombomben oder sprühen Giftgas.

Ich klinge zynisch, sehr wohl. Doch ...

20. Juni 2011

Die "nackte Gesellschaft"

So lautet ein entsprechender feministischer Artikel auf Zeit.de. Wieder zwinge ich meine Leser dazu, eine angegebene Quelle zu studieren, bevor mein Beitrag verständlich wird. Ich frage mich, ob dies Widerwillen erregt. Sorry, die Anregungen kommen halt zumeist von außen und verführen zu einer Stellungnahme.

Es geht in dem erwähnten längeren Essay um die sog. Softpornografisierung der deutschen Gesellschaft, den Siegeszug einer sanften Variante der Pornografie im Alltag der westlichen Gesellschaften... Ich wollte zuerst eine knallige Replik schreiben. Ich hatte nämlich den Eindruck, dass die Autorin kaum den Zweck und die Ursachen des behaupteten Trends beleuchtet. Worin besteht in ihren Augen der angebliche "ikonografische Schaden" in den Köpfen der männlichen Betrachter? Diese Antwort bleibt Frau Radisch irgendwie schuldig, wenn sie sich am Ende selbst antwortet: "Der Schaden entsteht ... durch das Bild weiblicher Verfügbarkeit...".

Vermutlich meint sie mit Schaden die Inthronisierung der Frau als Sexualobjekt und damit einen eingeschränkten, abwertenden Blick der Männer auf das weibliche Geschlecht, der auf BetrachterInnen und  DarstellerInnen zurückschlägt. Wir Männer, so denke ich, finden dann in der Nahwelt vor der Haustür bzw. im Bett nicht jene seltenen oder gar unmöglichen Frauenkörper vor, die uns vorgegaukelt werden, wir sind dann enttäuscht und gehen in der Phantasie fremd. Hier wären alle beschädigt: die aussortierten oder an der Illusionierung mitarbeitenden Frauen, die belogenen oder zu streng richtenden Männer.

14. Juni 2011

Neuester Skandal in der Schachpolitik

Schach ist bekanntlich ein Denksport und ich liebe als aktiver Fernschachspieler dieses entgrenzende Spiel. Doch als ich auf Tagesschau online las, dass der Vorsitzende des Weltschachverbands (FIDE) Kirsan Iljumschinow am 12.Juni den lybischen Noch-Machtinhaber Muammar Gaddafi in Tripolis traf und mit ihm eine Partie Schach spielte, schämte ich mich für die eigene Verbandsführung (siehe meine Wortmeldung im Schachforum CSS). Haben Iljumschinow & Co. etwa ihre Gehirnzellen verspielt oder verkauft?!

Der Skandal liegt nicht etwa darin, dass beide gemäß des offiziellen Fotos anscheinend mit den weißen Steinen spielten (einer muss die schwarzen Steine führen) und Iljumschinow dem Gaddafi ein Unentschieden in der Partie schenkte (wenn der Anfänger Gaddafi wenigstens verloren hätte). Nein, auf der Homepage der FIDE wurde der Besuch auch noch stolz als Top-Artikel verkündet und zugleich wurde er von der lybischen Regierung für seine Zwecke missbraucht. Denn alles war im lybischen Staatsfernsehen gezeigt worden und kam so (zum Glück?!) erst an die Öffentlichkeit.

5. Juni 2011

Tod als Bekannter

Manchmal mache ich mir als Laie Gedanken über den Tod, um mich mit ihm bekannt zu machen. Bloß: Können wir etwas über die "ärgerliche Tatsache" Tod sagen, wenn wir ihn nicht von der anderen Seite aus erleben und mitteilen können?!

Das Einbüßen (Abschaltetwerden) von Körper und Bewusstsein ist vorstellbar, aber was der Bruch auslöst bzw. wohin die "letzte große Reise" (O-Ton meiner Oma im Krankenhaus) führt, weiß keiner. Wir beobachten das Scheiden aus dem Leben bei anderen, wir erkennen dennoch nicht viel dabei. Was sich mir aufdrängt: Wir verlieren den Kontakt zum Erreichten und zu den Mitmenschen, wenn das Herz stehen bleibt. Mit dieser Verlust-"Brille" nehmen wir uns selbst wichtig und betrauern das eigene Ende umso mehr. Wir fragen uns, was das soll: das Leben als ein spontan angestoßener Weg mit Start und Ziel, aber ohne Belohnung und Steigerungsmöglichkeit. Wir kehren zurück in den Vorzustand, der uns vertraut sein müsste, es aber nicht ist.

Die Gegnerschaft von Leben und Tod ist hausgemacht, dabei bräuchte es sie nicht zu geben. Der Tod ist ein Bekannter und wenn er uns liebste Menschen stiehlt, irgendwo auch ein Verwandter.  Wie verklärt man sich den Tod, wenn man Atheist ist, zumal die christlichen Religionen beim Verstehen des Todes nicht weiterhelfen, wenn sie eine unbewiesene Wiedergeburt behaupten?!

3. Juni 2011

Alltag I - die Abrechnung mit der Rechnung

Ich war im NETTO einkaufen, weil es keine BRUTTO-Handelskette gibt. Am Ende der Orgie des Korbfüllens, Korbausladens und Korbwiederbefüllens (der Laufsteg des Futters wollte es so) stolperte ich über eine hohe Lebensmittelrechnung. Ärgerlich, aber selbst schuld. Mussten denn das Fackelbrot und die zwei Weine sein?!

Also Grund genug, schnell mal die Rechnung zu überprüfen, was ich eher selten tue. Und siehe da: Ich hatte zwei Mangos á 1,19 € eingekauft. Zum Glück hatte ich noch nicht begonnen, die Artikel vom Korb in die Taschen zu überführen. Warum werde ich eigentlich nicht bezahlt für meine körperlich anstrengenden Korbaktionen? Egal. Ich Trottel fand diese hübschen Mangos nur nicht im Einkaufskorb wieder. Mich strahlten dafür zwei billige Kiwies an. Ich hatte daraufhin die Eingebung: Bestimmt hatten die sich als Mangos ausgegeben, weil sie nach mehr als 29 ct ausschauen wollten. Nix da.

31. Mai 2011

Liebe, Teil 3 - mein Liebesbegriff

Liebe ist m.E. ein bio-psycho-sozialer Tatbestand und es gibt daher viele unterschiedliche Beschreibungen dieser Komplexität. Liebe gilt als ein Phänomen, das u. a. von den Sinnelementen sexuelles Begehren, Zuneigung, Intimität, Treue, Paarbeziehung und Familie eingezäunt ist. Angesichts der unübersichtlichen  Menge an Definitionen und der daraus resultierenden Konturlosigkeit in Psychologie, Soziologie und medialem Diskurs besteht die Notwendigkeit eines enger gefaßten, restriktiven Liebesbegriff, auf den ein weiterführendes Begriffsgebäude in Bezug auf die Facetten bzw. Kontexte der Liebe gestellt werden kann. Nur dann ließe sich die Inflation des Liebesbegriffs und die damit zusammenhängende Ziellosigkeit einer Liebesforschung stoppen bzw. vermeiden. Dem Begriff Liebe muß ein präziser Sinn zurückgegeben werden!

Ich möchte nach meiner Beschäftigung mit den bestehenden Liebestheorien hier eine Liebesdefinition zur Diskussion stellen, die ich bevorzuge und die natürlich angesichts der gesichteten Fachliteratur nicht gänzlich auf meinem eigenen Mist gewachsen sein kann.

26. Mai 2011

Liebe, Teil 2 - Soziologische Sichtweisen

Das Phänomen "Liebe" hat mich seit meines Studiums der Soziologie fasziniert. Es ist eben nicht nur ein Wort mit fünf Buchstaben. Ich wollte alles wissen und besitze mittlerweile eine anständige Bibliothek. Ich habe vieles gelesen, doch das meiste leider wieder vergessen. Bücher sind zum Glück zum Nachschlagen da. Besonders interessierte mich die "Soziologie der Liebe", auch wenn andere Zweige wie Biologie, Geschichtswissenschaft, Psychologie und Philosophie sich mit Liebe beschäftigen.

Meine Magisterarbeit zum kulturellen Wandel der romantischen Liebe hatte ich in "Liebe, Teil 1" schon erwähnt. Ich begann im Anschluss sogar eine Doktorarbeit, in der ich mich per Befragung auf die Suche nach einer "gegenromantischen Drift im populärsemantischen Liebes-Apparat für Intimbeziehungen" begeben wollte (siehe Konzept). Ohne Fachchinesisch ausgedrückt: Wie sieht das subjektive und vom sozialen Umfeld dennoch mitgeprägte Liebesleitbild von Liebenden, die sich von romantischem Gedankengut verabschiedet haben, im Einzelnen aus? Aus verschiedenen, v.a. finanziellen Gründen brach ich jedoch die Dissertation ab.

Unabhängig davon wagte ich vor einigen Jahren, am Wikipedia-Eintrag "Liebe"ein klein wenig mitzuarbeiten. Dort gibt es den Abschnitt "Soziologie". Überraschenderweise wurde folgende Zuarbeit nicht gelöscht, sie blieb kritiklos stehen:

23. Mai 2011

Hase und Igel auf Robotisch

In meinem Blogbeitrag "Rente ohne Rentner" bezeichnete ich neulich die Roboter als Helferlein und Rentenabsicherer. Eben stieß ich auf den Spiegel-Online-Videobericht "Kollege Roboter". In einer Berliner Bibliothek versehen zwei Roboter seit 2003 zuverlässig ihre Arbeit, indem sie Bücherkisten von A nach B transportieren. Um sie zu vermenschlichen, tragen sie die Namen "Hase" und "Igel" sowie passende kleine Plüschtiere als Namensschild. Die menschlichen Kollegen kämen gut zurecht mit ihren maschinellen Helfern und seien ihnen dankbar für die Abnahme körperlich schwerer Tätigkeit und unnötiger Wege im vierstöckigen Gebäude.

21. Mai 2011

Tabubruch

Es gibt Ungerechtigkeiten, die zum Himmel schreien.

Eine noch eher harmlose Variante aus der Literatur setzte Karl May in seinem Abenteuerroman "Winnetou I" in die Welt: Old Shatterhand befreit unerkannt die Apachenhäuptlinge Winnetou und dessen Vater aus den Händen der Kiowas. Als er später von den Apachen gefangen genommen wird, soll er am Marterpfahl sterben. Winnetou glaubt nicht der Beteuerung, sein Feind sei sein Freund. Der Leser fürchtet, dass hier jemand zu Unrecht hingerichtet wird. Das darf nicht sein. Auf die letzte Minute kann Old Shatterhand anhand einer Haarlocke beweisen, dass er einst der heimliche Retter gewesen war. Ohne dem wäre er unschuldig hingerichtet worden. Am schönsten finde ich den Moment, in dem der (fast tödliche) Irrtum auffliegt, denn dann erhält unser Bleichgesicht seine Rehabilitation. Mich durchströmten beim Lesen seltsame Gefühle: Der Verkannte steht als Held da und ihm gebührt große Dankbarkeit, der misstrauische Winnetou öffnet ihm sein Herz...

20. Mai 2011

Meine technische Zukunft

Vorsicht, jetzt folgt ein Beitrag über Unterhaltungselektronik. Igitt. Doch wer von uns ist mittlerweile nicht technikverliebt und - abhängig?!

Ich besitze neben Digitalkamera, HiFi-Geräten und eBook auch einen Quadcore-PC, einen Dualcore-Laptop und ein Singlecore-Smartphone. Ganz schön viel und spezialisierter Technikkram, der demnächst Schrott sein wird. Als wäre ich ein Millionär mit einem großen Fuhrpark, der für jede Gelegenheit das passende Vehicle hat:
  • Den PC nutze ich hauptsächlich für das Regieren rechenintensiver Schachprogramme und für das Kraxeln im Internet. 
  • Der Laptop sollte mir erlauben, im Freien an einem Beziehungsroman schreiben zu können, doch jetzt nutzt ihn zumeist meine Freundin und halte ich ihn als Ersatz für PC-Versagen vor. 
  • Das Smartphone wiederum dient mir vor allem als MP3-Player und Nachrichtenlieferant.
Es wäre natürlich toll, wenn ein einziges Gerät alles miteinander vereinen würde ...

    18. Mai 2011

    Rente ohne Rentner?

    Eben las ich bei  tagesschau.de von der Empfehlung der fünf Wirtschaftsweisen, die "vorgesehene Erhöhung der `Rente mit 67´ im Jahr 2029 umzusetzen". Sie sehen die "rückläufige(n) Bevölkerungszahlen" aufgrund des Geburtenrückgangs und die "steigende Lebenserwartung" (wir bleiben länger gesund) als Gründe für diesen Schritt. In 18 Jahren bin ich 56, also wird mich die sog. Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters erst recht betreffen.

    Ich übersehe nicht, warum die Altersgrenze angehoben werden soll: Je später wir uns auf das Altenteil legen dürfen, umso später muss der Staat mit der Auszahlung der Rente beginnen und umso kürzer währt dessen Rentenauszahlung. Das Geld reicht nicht wie bisher, also wird auf diese Weise bei den Rentnern gespart. Nur Steuererhöhungen oder anderweitige Einsparungen würden es zulassen, das Renteneintrittsalter zu stabilisieren oder gar zu senken. Obwohl ich im Mittel-Alter stecke, sorge ich mich um meine Lebenszeit. Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt zwar permanent, aber trotzdem könnte es passieren, dass ich ein Jahr später schon (mit 68) sterbe und meine erwirtschaftete Rente dann ohne ihren Rentner "Frank" dasteht.

    16. Mai 2011

    In eigener Sache

    Ich grüße heute alle meine anonymen Leser, die sich zu meinem Blog verlaufen haben!

    Leider weiß ich nie, wie meine Gedankensplitter wirken. Meine Hoffnung, es würde Kommentare hageln, währte nur kurz. Gäste sind nämlich leider ausgesperrt. Du kannst nur einen Kommentar abgeben, wenn Du einen Account bzw. ein Profil bei Google, Twitter, Yahoo, LiveJournal, WordPress, TypePad, AIM oder OpenID besitzt. Das finde ich userunfreundlich. Es nötigt jeden zum Registrieren, der sich äußern will. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich meinen Blog woanders eröffnet. Die Meinung oder Kritik von Euch Lesern ist mir wichtig. Umständlicher und zuviel des Guten wäre zu diesem Zweck das Einrichten eines Forums...

    Wer mir etwas zu einem meiner Beiträge mitzuteilen hat, kann mir gern mailen oder mich in der Community facebook treffen. Ich würde dann darauf per Mail reagieren oder im Blog auf die Wortmeldungen eingehen.

    Gruß, Frank

    13. Mai 2011

    Der Schuss

    Gunter Sachs erschoss sich wegen des Eindrucks beginnenden Alzheimers, also aufgrund seiner unsicheren Selbstdiagnose. So, wie ich den Abschiedsbrief verstehe, lehnte er die Krankheit ab, er wollte sich ihr nicht beugen. Diese Krankheit mit ihren Konventionen durfte sein restliches Leben nicht bestimmen. Ich symphatisiere mit seiner Ansicht, vor der Auflösung des sozialen Selbstes lieber einen Schlussstrich zu ziehen. Wenn ich "Gott" wäre, würde ich Alzheimer als Sterbeform abschaffen, weil totaler Gedächtnisverlust bzw. umfassendes Vergessen des Erlebten nicht zum Leben passt. Ich würde die Menschen vorher (!) aus dem Diesseits abberufen und zwar urplötzlich, wie die Geburt (= Herausschlüpfen aus der Gebärmutter und Losschreien).

    11. Mai 2011

    Der Gruß

    In meiner ehemaligen Firma war es üblich, sich zu grüßen, sogar zu duzen. Klar, Kollegen sind füreinander potentiell relevante Personen und die meisten von ihnen kennt man schon. Also sollte man sich nett geben.
    "Hi".
    "Hallo".
    Das reicht. Zum Glück keinerlei zeitraubende Folgekommunikation, obwohl ein Gruß oft das Startsignal für weiterführende Gespräche ist. Hm, was soll dieser fast schon schematische Wechsel von Begrüßungsfloskeln?

    6. Mai 2011

    Liebe, Teil 1 - "liob"

    Mein Blog "Denksteine" trägt nicht ohne Grund den anspruchsvollen Untertitel "Liebe, Tod und ...". Mir schwebt eine lose Reihe an Beiträgen zum Thema Liebe vor. So möchte ich mal ein interessantes (Fach-)Buch vorstellen, mal aktuelle Forschungsergebnisse kommentieren und mal einzelne Theorien vorstellen. Dabei habe ich primär eine soziologische bzw. kulturwissenschaftliche "Brille" auf, denn mich interessiert speziell der gesellschaftliche Einfluss auf dieses Phänomen.

    In meiner Magisterarbeit von 1999, die den Titel "Romantische Liebessemantik im Wandel. Diskussion soziologischer Diagnosen zum Umbau des Liebesideals" trug, kam ich zu der Einschätzung, dass Liebe wie Sexualität und Gewalt ein "hochkomplexes, multidimensionales, bio-psycho-soziales Phänomen verkörpert" und daher nicht durch fachspezifische Einseitigkeit hinreichend und überzeugend durchdrungen werden kann. Dennoch bin ich der Ansicht, dass soziale Faktoren den größten Anteil an der Erklärungskraft besitzen, weil wir als Sozialwesen die Liebe erfinden und ausleben.

    Ich beginne heute mit der Frage, welche Bedeutung das Wörtchen "Liebe" ursprünglich hatte.

    3. Mai 2011

    Das Kreuz mit der Rufnummernmitnahme

    [6. Update vom 19.05. mit dem Abschluss der Tortur]
    Ich bin heute gleich nach dem Aufstehen mit etwas Profanem konfrontiert wurden und komme nicht umhin, davon als Betroffener zu erzählen.

    Das Wichtigste vorneweg: Ich bin seit dem 03.05. nicht auf meinem Handy erreichbar, mein Festnetz aber steht all meinen Freunden und Bekannten weiterhin offen.

    Das Ärgerliche hinterher: Ein nahtloser Wechsel des Handytarifanbieters wurde mir unmöglich gemacht. Manche Personen wie z.B. meine Hausärztin kennen nur meine Handyrufnummer. Eine solch erzwungene Sende- und Empfangspause kann schädlich sein.

    29. April 2011

    Loch im Wortschatz: die "Entkinderten"

    Manchmal fehlen uns Worte, weil sie nicht Teil unseres Wortschatzes sind. Sollte uns dies davon abhalten, fehlende Worte für bedeutsame Dinge auszudenken?! Nein, natürlich nicht, doch es ist ein langer und unwägbarer Prozess, bis eine privat gewählte Bezeichnung (Label) in den "semantischen Apparat" einer Gesellschaft einsickert und allgemein anerkannt wird.

    Ein Hungriger, der sich den Bauch vollgeschlagen hat, ist "satt" geworden. Wir kennen dieses Etikett. Ist ein Durstiger, der viel Wasser getrunken hat, auch "satt"?! Steht "satt" für beide Entspannungszustände zugleich?! "Ich habe mich satt getrunken" klingt ungewohnt, ich habe es noch keinen Mitmenschen sagen hören. Ich fand die Situation unbefriedigend und suchte nach passenden Worten: Jemand, der seinen Durst gelöscht hat, ist "getränkt" bzw. "gestillt". Klingt irgendwie logisch: Nach dem Trinken ist man getränkt (oder werden nur Pferde getränkt?) und still (wie Babys an der Brust). Ich wagte sogar mal die Wortkreation "sutt", wobei der Buchstabe "u" in "Durst" vorkommt und "sutt" dem "satt" ähnlich wäre.

    26. April 2011

    Missionierung unerwünscht

    Wieso versuchen Christen gern mit großem Eifer, jemanden wie mich von ihrem Glauben zu überzeugen? Das frage ich mich besonders, wenn ich z.B. "Zeugen Jehovas" regelmäßig meine Straße abschreiten sehe. Ich kenne keinen Gott, sondern weiß nur um die Natur und das Universum.

    Die Internetrecherche ergibt: Die Christen als Besserwisser machen Werbung für ihre Religion, weil es einen Missionsbefehl von Jesu an seine Anhänger gab. Wir sollen Gottes Gebote befolgen. Wenn es "Gott" gäbe, würde ich annehmen, bräuchte es dieser Zuarbeit nicht. ER würde direkt mit mir Kontakt aufnehmen und mir einen Mitgliedsantrag austeilen. Ich wüsste gern, wozu Gott eine Schar von an ihn Glaubenden benötigt, also was er davon hat. Die Verbreitung des christlichen Glaubens ist wohl eher eine Eigennützigkeit der Kirche, vermute ich, denn eine große Gefolgschaft bedeutet Machtausübung auf Erden.

    20. April 2011

    Libyens Bürgerkrieg - kein arabisches Problem?

    Mich erschrickt die veröffentlichte Zahl der Toten und Verletzten im lybischen Bürgerkrieg, nachzulesen bei SPIEGEL Online, natürlich auch. Glaubt man den Angaben der Aufständischen, dann sind seit dem Beginn der Kämpfe bisher 10.000 Menschen gestorben und bis zu 55.000 verwundet worden. Der Kriegspartner NATO wurde von den Rebellen aufgefordert, härter durchzugreifen, um Zivilisten zu schützen. Die Lage scheint klar zu sein: Gaddafis Truppen stehen kurz vor dem Sieg gegen die ostlibysche Oppositionsbewegung.

    Mich irritieren zwei Dinge:

    18. April 2011

    Macht des Körpers

    Es gibt traurige Schicksale, die sich potenzieren, wie im Beispiel der Sendung "Liebe außer Atem" (WDR-Podcast) aus der Reihe "hautnah". Hier heirateten zwei junge Erwachsene über 30, die beide (!) an Mucoviscidose leiden, einer erblichen Stoffwechselerkrankung, die irgendwann Lunge oder Bauchspeicheldrüse zur Aufgabe zwingt. Aline und Christian haben beide mit zähem Schleim in der Lunge zu kämpfen und wissen, dass sie keinesfalls das Rentenalter erreichen werden. Aline, eine starke, lebensfrohe, humorvolle Frau, ist in einem noch früheren Stadium der Krankheit und unterstützt ihren geschwächten, in Lebensgefahr befindlichen Mann Christian, der sich einer riskanten Lungentransplantation unterziehen lässt. Das Ende des Films sei hier verraten, weil es nicht um Spannung geht, sondern um das Inhalieren der biologischen Realität: Er starb einige Tage später an den Komplikationen.

    17. April 2011

    Schneeglöckchen

    Als ich dieses Jahr Schneeglöckchen in Masse erblickte, ging mir durch den Kopf: Was wollen sie mir mit ihrer Anwesenheit sagen? Ja, es war eine "Bande" von unscheinbaren weißen Blüten an einem Hang. Sie sind nunmal die Vorreiter aller Blumen eines neuen Jahres. Doch sie sind unter sich, irgendwie allein. Keine Bienen, die sie besuchen bzw. sich ihrer bedienen. Sie sind eher kurz lebendig, sind Ankündigung und Versprechen zugleich. Sie sind Schwerarbeiter, weil sie sich aus der harten Erde herausstoßen müssen. Wenn sie da sind, winken sie nicht, so bescheiden wirken sie, sie haben immer eher hängende Köpfe, ohne Spannkraft. Sie fallen kaum auf, falls noch Schnee liegt. Mir ist, als seien sie zu früh da, also Frühchen, die sich in der Jahreszeit verirrt haben. Eigentlich sind sie einmalig, weil sie die Allerersten sind und keine Konkurrenten besitzen. Dennoch weiß ich nicht, was sie wollen können in dieser Restkälte und Tristesse der schlafenden, ungeborenen Natur. Wisst ihr es?

    15. April 2011

    Staffelübergabe

    Ich sah neulich im Internet ein Foto mit glücklichen Eltern zwischen 35 und 40, die zwei Säuglinge (Zwillinge?) im Arm trugen. Sie lachten in die Kamera. Doch ich dachte nur: So sieht der Anfang vom Ende ihres Lebens aus, sie haben ihr Ziel erreicht und damit überschritten. Solange ich keine Kinder gezeugt habe (und ich bin noch kinderlos), bleibt noch etwas zu erledigen, zumal ich Spätzünder bin. Einerseits ist es doch schön, wenn eigene Kinder einem das Gefühl vermitteln, man sei wichtig und mächtig; ich darf mich bekannt machen mit dem Produkt der Mischung meiner Gene mit denen meiner Liebsten, mit dem Kind als Zeugnis einer Paarbindung. Vermutlich käme jetzt ein Aufschrei, da Kinderkriegen etwas Natürliches, Altruistisches, Nicht-Strategisches sein sollte. Andererseits habe ich mit der Geburt des ersten Kindes den Staffelstab der Generationen weitergereicht, habe ich mich quasi selbst abgelöst und hinfällig gemacht. Die Fortpflanzung hat ihren Preis. Mir wird bewusst, dass sich ein Teil von mir mit diesem Kind verselbständigt und etwas mich verlässt: die eigene, scheinbar ewige Kindheit und Unbekümmertheit.

    Klar, die Kinder können zuanfangs nicht allein überleben,sie brauchen Schutz und Anschub(-finanzierung). Aber ich sah diese beiden Elternteile und zugleich einen absteigenden Ast vor mir hängen. Es gibt kein Zurück, dafür jedoch Verantwortung. Ein gern vollzogener Pflichtdienst im Rahmen der Evolution, ein Betreuungsverhältnis zum Zwecke der Altersvorsorge und des Egoismus. Zu mir sagte mal eine Bekannte: "Ich will ein Kind, damit ich eine Generation weiter rücke und mich erwachsen fühle, von der Mutter ernster genommen und nicht mehr zur Kind-Generation gehörend". Egoismus gehört zur eigenen psychischen Gesundheit, keine Frage. Wir feiern etappenweise Abschiede von den sog. Statuspassagen, den Eckpunkten der Biographie und das Einnehmen der Elternrolle gehört mit dazu. Es ist ein Schritt in Richtung "Reife und Tod". Einige von uns begrüßen sicherlich die Position des Leben-Schenkers - und doch wird uns diese Portion Leben, die wir abgeben, am Ende, wenn nicht fehlen, so doch schmerzlich bewusst. Wir können die Kinder nicht überleben, sondern werden von ihnen am Sterbebett getröstet.

    Ich sah diese Eltern und fragte mich, wann es mit mir soweit ist.

    14. April 2011

    Fukushima als Erinnerungsbeben

    Die japanische Atomkatastrophe von Fukushima 2011, eine Fortsetzung von Hiroshima mit anderen Mitteln, hat mich an meine traumatischen kleinen Erfahrungen mit Tschernobyl erinnert:

    Ich saß damals im April 1986, als der Reaktor explodierte, in meinem Kinderzimmer. Ich war 13. Die pure Angst schlüpfte plötzlich aus meinem zufällig laufenden Kofferradio, erzeugt von dem Narr "Physik". Die Botschaft hieß, es sei ein verstrahlendes Unglück geschehen, aber keiner sei in der DDR gefährdet. Ich glaubte jedoch dem technisch erweiterten und illusionären Empfindungsvermögen des Menschen nicht. Es kam mir vor, als flimmere schon die Luft um mich herum, als würden mich Röntgengeschosse durchschießen. Für die Ewigkeit. Und ich erkannte meine nichtssagende Unschuld. Die Zukunft schien ausgelöscht. Ich wähnte einen dunklen Koloß über mir schwachem Elektron. Ich bekam intensive Bilder von meinen Schulfreunden vor Augen, die ich mochte und die vielleicht in diesem Moment nicht einmal etwas ahnten. Ich stand dem Weinen nah. Kein Abschied von meiner Familie war möglich. Niemand da zum Trost, nicht bei dem letzen Anblick dessen, was in Sekundenschnelle ins Ende rasen wollte, mich in ein schwarzes Loch katapultierte, ohne zu fragen. Ungekannte Panik. Todesangst in der Einsamkeit. Ich suchte Schutz an der Wand unterhalb des vertrauten Fensterbretts. Mir fiel einiges vom Notrettungslatein ein, von etwaiger Absorbierungs- und Schutzmöglichkeit via Mörtel und Stein, über das Fernsehen gelernt. Niederhocken und verstecken als hilflose Reaktion. Ich erwartete die dauerhaft heulenden Sirenen in meiner Straße, den gefürchteten Abgesang aufgrund des Kalten Krieges, den Super-GAU, der dem Tag harte Realität attestiert hätte. Aber das geschah nicht. Und so wartete ich auf meine Familie und hörte stundenlang Radio, bis die Entwarnung kam.

    Gäbe es keine Massenmedien, hätte ich damals wie heute nichts von diesen Verstrahlungs-Unglücken mitbekommen. Ich hätte aufgrund der großen Entfernung nichts gespürt. Durch die vernetzte Welt wurde ich jeweils in das Miterleben gezwängt.

    Willkommen in meinem Blog

    Ich hatte mal vor einigen Jahren ein Internetforum eröffnet, das den hochgestochenen Titel "Liebe, Semantik und intime Systeme" trug. Es sollte eine Plattform bieten für eine Diskussion über Liebe und deren wissenschaftlichen Kontexte. Soziologie ist dabei nur eines der vielen Fachgebiete, die sich mit diesem zwischenmenschlichen Phänomen beschäftigen.
    Leider entstand trotz einiger Beiträge kein echter und ernsthafter Austausch über das Thema "Liebe". Das Forum war eher schwach frequentiert und zumeist schrieb nur ich. Aus Enttäuschung schloss ich dann das Forum.
    Nun versuche ich es auf´s Neue, jedoch mit größerer Themenvielfalt, denn im Blog kommt es ja zuallererst auf meine Meinungsäußerung an, ohne Abhängigkeiten vom Engagement weiterer Autoren. Auf Kommentare freue ich mich natürlich riesig.
    Ich möchte einfach mein Wort erheben in dieser Welt: 
    Ohne Moralkeule, mit Augenzwinkern.