5. Dezember 2011

Fußball-WM 2006: Erfolg durch Luxus

Erst jetzt kam ich dazu, Sönke Wortmanns "Deutschland - ein Sommermärchen" zu schauen. Ich will diese Dokumentation zur Fußball-WM 2006 hier nicht schlecht reden, bin ja selbst Fußballfan unserer Nationalmannschaften, sondern ein bis zwei Aspekte herausgreifen, da ich den Film etwas anders als ein Artikel auf SPIEGEL Online wahrnahm. Ich war schon nach den ersten Minuten ein unentspannter Zuschauer, ich konnte die Zelebrierung des halben Erfolges (dritter Platz) nicht richtig genießen.

Keine Frage: La Ola-Wellen von Bereitschaftspolizei und Bundeswehr am Straßenrand sind amüsant. Auch die emotionalen Szenen vor, während und nach den WM-Spielen reißen einen mit. Aber: Was haben diese acht Wochen Ausnahmezustand wohl gekostet?!

Ich staunte nicht schlecht über den großen Aufwand, medizinisch (Blutkontrolle der Spieler auf mögliche Belastungsindizien, Sitzbad usw.) wie psychologisch (Fackeln anzünden in Mannschaftsformation, private Ansprache der Bundeskanzlerin). Es wurde eine Fülle von teambildenden Maßnahmen wie Bogenschießen und Cartrennen, die unsereins von Firmenevents kennt, kredenzt. Noch mehr irritierte mich all der Luxus: Essen und Unterbringung (Hotel) vom Feinsten, Einladung der Spielerfamilien, große Feier etc. Unsere verwöhnten Jungmillionäre durften anscheinend durch "Zweite Klasse"-Bedingungen nicht überfordert werden. Und dann fragte ich mich: Mit welchem Recht durften Leute wie Michael Schumacher, die sowieso schon privilegiert sind, sogar Ehrengast der Nationalmannschaft sein?!

Dies sollte dem Ziel dienen, die Mannschaft höchst zu motivieren und bei Laune zu halten. Dabei herrschte z. B. zwischen den beiden Torhütern Lehmann und Kahn höfliche Feindschaft statt Teamgeist (außer am Schluss), was sich darin äußerte, dass sie zwar zusammen trainierten, aber sich sonst - nach eigener Aussage - aus dem Weg gingen. Wer weiß, was zu dieser "Eisbergspitze" an Ungezeigtem noch so gehört.

Interessant fand ich, dass Joachim Löw vor 5 Jahren fast genau so aussah wie heute und wohl damals schon das Wissenszentrum der Betreuerriege darstellte. Das nenne ich authentisch. Erschreckend fand ich die Geldverschwendung, mit der auf Teufel komm raus Weltmeister geschaffen werden sollten. Dieser Fußballsport ist im Spitzenbereich ersichtlich von einer anderen Welt. Mich würde es wundern, wenn sich kein nomaler Mensch an dieser grotesken Zurschaustellung von Reichtum stößt. Beinahe schien es, als wäre der Sieg käuflich.

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