13. Januar 2012

Leichenschändung als Frucht des Krieges

Härte zeigende US Marines haben laut einem Amateurvideo leblose afghanische Talibankämpfer angepisst und verhöhnt. Sie haben gegen ihren eigenen Ehrenkodex und gegen die Genfer Konvention verstoßen. Töten ist erlaubt, Leichen zu schänden ist "schlimm". Der Aufschrei in den westlichen Massenmedien ist groß, weil das Ansehen der USA-Führung leidet und zu befürchten ist, das religiöse Gefühle bei den Afghanen verletzt wurden sind - was vor Ort zu neuen Gewalttaten anstiften könnte. Deshalb wird vielerorts davon geschrieben, die Leichenschändung sei ein barbarischer, ekelhafter, abstoßender, würdeloser, kläglicher Akt gewesen (Beispiel 1 und Beispiel 2). Ich empfand nichts dergleichen, als ich das zensierte Video sah, deshalb melde ich mich hier zu Wort!

Diese Reaktion der USA-Verantwortlichen sehe ich als einen untauglichen Versuch, die westliche Moral zu retten. Die Präsentation von Leichen als Trophäen und ihr Besudeln kamen schon früher vor. Im Krieg ist zwar nicht alles erlaubt, aber er stellt nun mal ein menschliches Versagen dar und ist erst recht ächtungswürdig. Unabhängig davon, dass jeder Gefallene im Krieg einer zuviel ist, gebe ich zu bedenken, dass die Toten warmen Urin nicht spüren und nicht mehr ungehörig finden können. Die Tötungsmethoden richten mehr Schaden am Körper an als eine natürliche Flüssigkeit, die sich wieder verflüchtigt.

Es sind die Verwandten und Gesinnungsgenossen, die diese Bewässerung der sogenannte Opfer als Schande bzw. Schändigung werten. Als sei der Urin-Angriff schlimmer als die Tötung an sich. Das Problem daran ist, dass es eine doppelte Entweihung des Opfers darstellt, die von den Hinterbliebenen nur schwer zu ertragen ist: Todbringung und Toddarstellung. Als würde der Tote noch toter gemacht werden, denn der "Urintest" beweist den Teilnehmern und Betrachtern: Da sich der Bepinkelte nicht wehrt, ist er nicht mehr am Leben. Es ist fast schon nicht mehr merkwürdig, dass diese Soldaten ihr selbstgedrehtes Video öffentlich machten. Beide Handlungen gehören, konsequent zu Ende gedacht, zusammen. Geht es um Heimlichkeit oder um Abschreckung?!

Darf ich von Marineinfanteristen einer Sondereinheit von Scharfschützen, die sich laut Presse selbst stolz als "Bastarde" titulieren, erwarten, dass sie, vom Übertreten der Humanität gezeichnet, Mitleid empfinden und Rechtsbewusstsein besitzen, wenn sie auf das Töten von erklärten Feinden gedrillt worden sind?! Nein, diese Siegerpose passt ins Bild und lässt sich sicherlich auch psychologisch erklären. Aus ihrer Sicht war ihr Triumpfgebaren vielleicht ein Ventil für die angestaute Todesangst, denn auch sie hätten dran glauben und da liegen können. Ihre Witze waren vielleicht Ausfluss ihres Glücksgefühls, heil geblieben zu sein und ihren "Auftrag" für eine angeblich "gute Sache" erfolgreich erledigt zu haben.

Übrigens: Ich habe  schon mal auf eine lebende (!) Spinne gespuckt und gepinkelt. Ich muss ein verkommener Mensch sein.

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