20. April 2011

Libyens Bürgerkrieg - kein arabisches Problem?

Mich erschrickt die veröffentlichte Zahl der Toten und Verletzten im lybischen Bürgerkrieg, nachzulesen bei SPIEGEL Online, natürlich auch. Glaubt man den Angaben der Aufständischen, dann sind seit dem Beginn der Kämpfe bisher 10.000 Menschen gestorben und bis zu 55.000 verwundet worden. Der Kriegspartner NATO wurde von den Rebellen aufgefordert, härter durchzugreifen, um Zivilisten zu schützen. Die Lage scheint klar zu sein: Gaddafis Truppen stehen kurz vor dem Sieg gegen die ostlibysche Oppositionsbewegung.

Mich irritieren zwei Dinge:
1) Weshalb vermag das libysche Volk sein autoritäres bzw. diktatorisches Regime nicht selbst zu beenden?! Stützt die Mehrheit der Massen (Volksstämme) etwa Gaddafi oder warum lässt man ihn gewähren?! In meinen Augen müsste die Bevölkerung von Westlybien, die unmittelbar im Einflussbereich der Gaddafi-Anhänger lebt, sich erheben, mit zivilem Ungehorsam und Demonstrationen. Leichter gesagt, als getan angesichts der Risiken für Leib und Leben, keine Frage. Doch warum lassen sich sog. Zivilisten als Schutzschilde für Panzer missbrauchen? Wenn die NATO Militäreinrichtungen und Waffen ausschalten will, dann sollte sie nach einer Warnung auch auf jene Panzer schießen, die von den Einwohnern geduldet werden. Die "Opfer wären selbst schuld, denn sie haben sich sichtlich auf die Seite der Gegner gestellt.

2) Teile der europäischen Gemeinschaft haben sich in die Revolutionen der arabischen Welt eingemischt. Die Gründe sind vielfältig. Hätten nicht andere arabische Staaten als unmittelbare Nachbarn die Rolle des Befrieders einnehmen können?! Waffenlieferungen, finanzielle Unterstützung, Betreuung der Flüchtlinge usw. waren vorstellbar. Doch davon ist nichts zu erleben gewesen. Ich würde als deutscher Soldat nicht in Libyen per Bodentruppe einmarschieren. Mein Leben wäre mir zu schade. Noch ist nicht bewiesen, dass Libyen sein Problem nicht selbst zu lösen vermag. Der Wille zum Abschütteln der volksfeindlichen Elite ist entscheidend. Vielleicht ist er nicht groß genug, sondern in West und Ost unterschiedlich. Oder ist die Situation ähnlich der in Hitlerdeutschland, als die propagandistisch geblendete Mehrheit der deutschen Bevölkerung zum Nationalsozialismus hielt und eine externe Allianz zum Befreiungsschlag ausholen musste?!

Mir fehlt eine klare Definition und Strategie der Weltgemeinschaft (UNO), wie und wann gegen welche Unrechtsregimes militärisch vorzugehen ist, um die Zivilbevölkerung zu befreien. Die Herstellung eines Konsenses zum Einleiten oder Unterlassen von Kriegen zu diesem Zweck ist eine heikle Angelegenheit. Denn es bedeutet auch, dass hier vermittelbare, belastbare, verbindliche Normen gefunden werden müssen und Menschen ihr Leben für diese Ziele hergeben sollen.

Mich erschrickt die Abhängigkeit Libyens von der westlichen Welt.

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