12. Juli 2011

Senecas Trost, eine Farce

Der Tod ist eines meiner "Lieblingsthemen".

Erst gestern stolperte ich im Internet über Seneca, der den Spruch prägte: "Der Tod löscht alle Schmerzen aus. Er ist ihr Ende, und über ihn geht unser Leiden nicht hinaus. Er führt uns wieder in den gleichen Ruhezustand zurück, in dem wir uns vor der Geburt befunden haben." Doch ist ein solches Zitat kein Trost für die Hunderttausenden von ver-/hungernden Somalier in den Flüchtlingscamps im benachbarten Kenia, die Opfer einer Jahrhundertdürre sind.

Diese menschliche Katastrophe mit der hohen Todesrate hat mich eben erschüttert und traurig gemacht. Ich bin auch nur ein Mensch und der übliche Hinweis auf Kinder und Alte tat sein Übriges, obwohl Erwachsene auch gleich viel wert sein dürften. Ich hatte das afrikanische Grundproblem völlig vergessen und verdrängt. Stop: Ich bin nicht schuld daran. Dennoch löste der Artikel spontan Betroffenheit, Verzweiflung und Ohnmacht aus. Wir leben in voneinander isolierten Welten: hier herrscht Diätwahn, dort Abmagerungszwang. Wie kann es sein, dass woanders so viele Menschen wie Fliegen wegsterben, während wir das hohe Alter genießen?! Ist das wirklich nur das Wirken reiner Evolution?!

Hintergrundinformationen sind im konkreten Bericht leider Mangelware. Wir Normalbürger wissen zu wenig über die Ursachen dieses brutalen, menschenfeindlichen Exitus. Liegt es nur am fehlenden Regen?! Wenn ja, dann müssten die Afrikaner nur ihren Kontinent verlassen und per Völkerwanderung zu den wasserreichen Regionen marschieren. Doch in den Kommentaren zum SPIEGEL-Bericht sprechen meine Nachbarn Klartext. Auch ich bin der Meinung, dass das Elend hausgemacht ist. Überbevölkerung, Planlosigkeit der örtlichen Regierenden, lokale Kriege, Korruption, fehlende Solidarität der Machthaber mit den eigenen Leuten, Erschweren der internationalen Hilfe (Entführungen) usw. sind einige Gründe dafür, dass Afrika nicht von selbst auf die Beine kommt.

Von Deutschland ist keine echte Hilfe zu erwarten, da wir mit Billionen verschuldet sind und im Kapitalismus lieber die Banken retten. Christenliebe zeigt ihr dürres Antlitz, wenn Vermögen statt Menschenleben geschützt werden. Die Weltgemeinschaft weiß seit langem, an welchen Problemen Afrika krankt. Wozu gibt es die UNO und Projektmanagement, wenn die Ursachen nicht beseitigt werden?! Warum helfen die afrikanischen Staaten einander nicht?! Die westlichen Staaten sind eh nicht in der Verfassung,  die politische und militärische Kontrolle in Afrika zu übernehmen mit dem Ziel, Ordnung und Glückseligkeit zu schaffen. Es wäre eine neue Form von Imperialismus. Sterben ist einfacher und schneller als eine konzertierte, globale Aktion. Wir sind wie Bäckergesellen, die kleine Brötchen wie die Europäische Union, Vereinigten Staaten von Amerika oder Arabische Liga zu backen versuchen. Der Teig will nicht so recht aufgehen. Uns gelingt daher erst recht keine funktionierende, verbundene, koordinierte Weltgemeinschaft, die tragbare Lösungen für seine Partner auf die Beine stellt. In meinen Augen ist und bleibt es ein Versagen der gesamten Menschheit, wenn die Afrikaner nichts zu beißen haben.

Ich flüchte mich in die Science Fiction-Literatur, in der die Epoche des Massensterbens bewältigte Geschichte ist.

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