4. September 2011

Verkehrte Welt - Verzicht auf gute Lösungen

Manchmal sind wir klüger, als wir zugeben wollen und greifen auf schlechte Lösungen zurück, anstatt uns selbst eines Besseren zu belehren. Davon zeugen die von mir wahllos herausgegriffenen folgenden aktuellen Beispiele aus unterschiedlichen Kontexten:

1. USA: Am 11.09.2001 wurde bekanntlich New York vom Terror der Bin Laden Truppe "Al Kaida" heimgesucht. Es kamen an die 3.000 Menschen um. Das war ein Schock für die USA, die daraufhin den "Krieg gegen den Terror" (Afganistan-Krieg) starteten. Diese Überreaktion kostete Tausenden  militärischen und zivilen Opfern das Leben und natürlich mehrere Dutzende Milliarden Euro. War es das wert?! Nein! Terroristische Anschläge lassen sich nicht so einfach ausrotten, indem man nur die Symptome bekämpft. Man hätte dies vorher wissen können, aber machte das Ganze durch blinden Aktionismus nur noch schlimmer. Der Verzicht auf Rache statt des Eintretens in die Spirale der Gewalt wäre klüger gewesen.

2. Sport: Wieso wird ein normales Sport-Ereignis wie die Leichtathletik-WM zu einem alles entscheidenden Jahreshöhepunkt hochgejubelt?! Alles auf Null?! Dabei stellt die WM nur eine Momentaufnahme in einer Reihe von durchgeführten Meetings dar, bei denen die Elite regelmäßig ihre Kräfte misst. Klar doch, die Wettkämpfer lassen sich nicht so oft von Angesicht zu Angesicht versammeln, wie es wünschenswert wäre. Doch wir können die Ergebnisse, die an getrennten Orten erzielt wurden, miteinander vergleichen. Da verlor die deutsche Speerwerferin Christina Obergföll an einem schlechten Tag das Finale, während sie in der bisherigen Saison die Weltrangliste in ihrer Sportart dominierte. Die Tagesform entschied über die WM-Medaillen. Damit wurde ein Ausreißer in der Leistungskurve überbewertet. Sollte man nicht besser alle bisherigen Ergebnisse berücksichtigen und eine Rangliste führen, so wie das z. B. bei der Formel 1 der Fall ist?!

3. Doping: Die russische Hammerwerferin Tatjana Lysenko gewann gerade Gold bei dieser Leichtathletik-WM, nachdem sie bis neulich für zwei Jahre wegen Dopings gesperrt war. Ich vermag da nicht automatisch an eine ehrlich erbrachte Leistung glauben! Es bleibt ein Verdacht, ein Eindruck von verkehrter Welt und der Sieg ein "vorläufiges amtliches Endergebnis". Wenn es nach mir ginge, würden jene Sportler, die absichtlich gedopt hatten, lebenslang gesperrt werden, zumindest herausgehalten aus solchen Titelwettkämpfen. Ich bin sonst nicht gegen eine zweite Chance, aber in Sachen Betrug sollten wir gewarnt sein.

4. Verwaltung: Es gibt die vielen Beschäftigten im Land - und es gibt die ALG I- und ALG II-Empfänger. Man zeige mir mal ein paar Personen, die ohne Einkommen, Ersparnisse, Erbschaften usw. sind und dann dennoch nicht als bedürftig gelten! Dennoch muss jeder den Wust an Anträgen durcharbeiten, sich komplett offenbaren und dann noch auf den sich verzögernden Bescheid warten, sich womöglich gar verschulden, bis das Geld überwiesen wird. Am Ende steht natürlich das zu erwartende Ergebnis: Ja, alle "normalen" Antragsteller brauchen finanzielle Unterstützung, jeder Bedürftige hat Anspruch auf Sozialersatzleistungen. Dies ist aber keine Überraschung. Sie hätten sonst nicht nach Hilfe gerufen und den dornigen Weg bis zur Überlebensprämie auf sich genommen. Unser Staat wäre reif für die Einführung eines Grundeinkommens ohne bürokratischen Aufwand, aber warum den einfachen Weg gehen, wenn es einen komplizierteren gibt?!

5. Libyen: Eben las ich auf ZEIT online, dass die Rebellen, die vor einem Angriff auf die Gadhafi-Hochburg Bani Walid stehen, ein Massaker befürchten. Die Einwohner könnten von den Gadhafi-treuen Soldaten aus Rache erschossen oder aber als menschliche Schutzschilde missbraucht werden. Wozu ist dann die gewaltsame Einnahme der Stadt gut?! Wir erfahren im Artikel zusätzlich: 90% der Einwohner stünden auf der Seite der Aufständischen, die Stadt sei nur von drei Seiten umzingelt (also es stand lange ein Fluchtweg für die Soldaten offen) und die Versorgungslage sei schlecht. Dies drängt (mich) zu einer anderen Lösung: abwarten und darauf bauen, dass die Einwohner aus der steigenden Not heraus die Gadhafi-Soldaten zur Aufgabe bewegen. Wie soll eine isolierte, geschwächte, pro-rebellische Stadt eine Belagerung lange durchhalten wollen?!

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