15. April 2012

Die Zahl 40

Die 40 erinnert mich an meine Grenze. Ich werde dieses Jahr so alt, wie die DDR es wurde. Sogleich denke ich bei 40 an die 80, an mein äußeres Ziel. Diese Verdopplung ist immer mein Trick, um mich noch in der Lebensmitte zu wähnen. Solange das Endergebnis noch per Altersheim erreichbar scheint, geht es mir blendend. Mit der Zahl 45 wird dies nicht mehr funktionieren. Und ich weiß, dass die zweite Hälfte schneller tickt als die erste.

Gestern war es mir, als sei ich vom unberechenbaren Tod umgeben. Der 62-jährige Robin Gibb liegt schon im Endstation-Koma (ich bin Fan der Bee Gees!) und der italienische Fußballer Piermario Morosini starb auf dem Fußballfeld mit 25 Jahren am Herzinfarkt. Ich konnte nicht gut einschlafen, war unruhig, hörte zu sehr auf mein Herz. Es kam mir plötzlich wie ein Lügner vor, denn es verrät mir nicht, wann es stehen bleiben wird. Von Joachim Mohrs langem Leiden an Herzrhythmusstörungen lernte ich, dass der Muskel viel aushalten kann. Aber Trost spendete nur eine streichelnde Hand auf meinem Kopf.

Die 40 ist ein Warnschuss. Sie macht mich zum Sieger gegenüber Piermario Morosini, wenn es denn darum ginge, mehr Jahre  als die anderen zu ergattern. Zu früheren Zeiten wäre man längst tot. Puh. Von hinten gesehen, steht der Tod individuell fest, in ihm liegt unser einzelnes Schicksal. Wenn er sich nicht austricksen lässt, so sage ich mir, brauche ich auch keine vorzeitige (!) Angst vor ihm zu haben. Er kommt erst, wenn es soweit ist und lässt sich zum Glück nicht von hypochondrischen Anwandlungen anlocken.

Aber was tun, wenn die Zahl 40 nicht mit dem Lebensgefühl übereinstimmt?! Ich sehe bestätigtermaßen jünger aus und habe infantile Eigenschaften. Kinderlosigkeit, niedrige Altersvorsorge und das Ausbleiben einer  klassischen Berufskarriere gaukeln mir zusätzlich vor, ich wäre in der Zeit stehengeblieben. Wie soll ein Spätzünder wie ich diese Zahl akzeptieren, wenn sie nicht zutrifft?!

Mal fragen, ob meine Mutter meine Geburtsurkunde gefälscht hatte.

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