30. September 2012

Ungleiche Reglementierung, unfaire Bewertung


Ich bin froh, über den Spiegel-Artikel "Streit unter der Reichtumsuhr" gestolpert zu sein. In einer Anne-Will-Debatte soll  Journalistin Kathrin Fischer gefragt haben, "weshalb denn bloß bei den Armen von Staats wegen alles so streng reguliert sei, bei den Reichen hingegen gar nichts?"

Ich finde diese Frage sehr interessant: Warum dürfen die Reichen den Armen alles vorschreiben? Ich habe kein BWL studiert, daher kenne ich nicht die Standardantworten. Aber vielleicht kann ein Leser hier helfen?!

Spontan fällt mir ein: Geld ist zu schade, um es zu verschenken. Geld regiert die Welt. Leistung soll sich lohnen, betteln nicht. Und: Man sägt nicht den Ast ab, auf dem man sitzt. ... Aber das klingt nach Plattitüden. In der seltenst gestellten Frage steckt Sprengstoff, denn sie offenbart eine weitere Ungerechtigkeit: Neben der Ungleichverteilung von Reichtum besteht ein Machtungleichgewicht. Arm sein ist schon eine Benachteiligung genug. Unter den "Armen" zähle ich übrigens auch die Menschen, die z. B. 2.000 Euro brutto oder weniger verdienen, weil sie sich wenig leisten können, obwohl sie in der Regel ganztags malochen, während die Wohlhabenderen sich schnell mal ein Auto oder eine Reise oder ein Wellness-Wochendende oder eine Eigentumswohnung verschaffen können. Wieder eine Plattitüde?!

Mir drängt sich eine andere Frage auf: Warum wird das Vermögen nicht einfach gleichmäßiger verteilt? Dann wäre es aus mit der Armut. Es gäbe diese unsäglichen Hartz4-Regulierungen und Anschläge auf Arbeitsamtmitarbeiter nicht.

Meine Antwort ist: Weil Arbeitsleistung nicht fair bewertet wird. Die Anstrengung einer Pflegekraft müsste mindestens genauso viel wert sein und entsprechend entlohnt werden wie die eines Geschäftsführers. Kopfarbeit und Körperarbeit müssten nicht so gegeneinander ausgespielt werden.
Wer oder was hat diese unausgewogene Rangfolge der Wertigkeiten von Tätigkeiten eingeführt und zementiert?

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